Weanarisch
- Wienerisch
eine kleine Wiener Dialektkunde
"Des is halt weanarisch,
holodaro,
a Witz, a Kern, so reden d'Leut' in
Wean,
vor so aner Ausdrucksweis' hot ma
Respekt,
so klingt da echte unverfälschte
Weana Dialekt."
Refrain aus: Nach´n
alten Weanaschlag
Bild Fiaker "Bart-Fritz" Reisinger
Das Wienerische ist ein ostmittelbairischer
Dialekt, der in Wien und Umgebung gesprochen wird. Wie andere
Dialekte unterscheidet es sich vom Standarddeutschen unter
anderem in Wortschatz, Grammatik und Aussprache.
Im Wienerischen haben sich alte Wendungen
erhalten, die der Hochsprache
fremd geworden sind. Es gibt wie bei den meisten Dialekten
keinerlei verbindliche Orthographie.
Wiener Dialekt
Deutsch
A
Aff
Rausch
allerweil
immer
amoi
einmal
ang’straht
angetrunken
Anten
Ente
aufeuhn
beschimpfen/auf die Nerven gehen
aufg’straht
gestreut
augstraad
betrunken, dumm
aupumpan
anklopfen; schwängern
Aupumperer
Dummkopf, Dickschädel
B
Bahö
Lärm, Durcheinander, Streit
Ballawatsch
Unfug, Missgeschick,
Bankerl
Bank
Beisl
Kneipe, kleines gemütliches Wiener Gasthaus
Beserlpark
kleiner Park mit wenig Grün
Birn
Kopf
Bladl
Dickwanst, auch Blättchen, Zeitung
Bleamerl
Blume
Blitzgneisa
Schnelldenker; meist ironisch gemeint
bloshappat
barfuß
Bodewaschl
Bademeister
Bröckerl
Bröckchen, bewundernd für einen kräftigen
Mann
Büchserl
Dose, Sparbüchse
Busara
Zusammenstoss
busarian
drängen
büsln
schlafen
busseln
küssen
D
damisch
verwirrt, benommen
dazuaschaun
aufpassen
derrisch
schwerhörig
doder bleiben
hier bleiben
Donauweiberl
Wiener Sagenfigur
Drahrer
Nachtschwärmer
d’runt
unten
Dudler
wienerischer Jodler (Gesang ohne Worte, oft
mit Kopfstimme)
E
eignaht
an sich genommen
einebuttern
sich finanziell beteiligen
eng
euch (Dat. pl.)
F
Faxn mochn
sich gegen etwas wehren
fechten
betteln
ferm (auch: firm)
fesch, fest, urwüchsig, gemütvoll
Fetzn
Tuch, Kleid, Dirne, Rausch
Fetzndandla
Altwarenhändler
Fetznlawal
Fussball
Fiaker
Pferdekutsche
firti
fertig
Fisch
Messer
fix Laudon
Fluchwort, von kruzifix und dem
österreichischen Feldmarschall Laudon
fladan
stehlen
Fleischlawal
Frikadellen
Flitscherln
Flittchen, leichtfertiges Mädchen
fortschubieren
jemanden abschieben
führigehn
es anderen an Lustigkeit zuvortun; schnell
fahren
G
gach
schnell
Gachn
Wut ,Zorn
Galoschn
feste Schuhe
Gansel
Gans
Gatsch
Schlamm
gfeut
faulig, falsch
gfeuta Schmäh
schlechte oder falsche Erzählung
G’frett
Unannehmlichkeit, Mühsal, Plage; fretten:
sich abmühen
Gfrast
schlimmes Kind
Gigara
Pferd
g’nua
genug
goschat
frech
Goschn
Mund ,Maul
Goscherl
Mäulchen, Mund
grantig
schlecht gelaunt
Grätzl
kleiner Teil eines Bezirksgrundes; jeder
Wiener betrachtet sein Grätzl als intimeren Heimatort
Grill
Grille: besonders kleiner Mensch
Gruab’n
Grab
Gschaftlhuawa
Wichtigtuer
gschamig
schamhaft
g’schmackig
lecker
G’schra
Geschrei, Gezeter
Gschroppm
Kinder
Gspaßlabaln
weibliche Brust, Busen
g’spreizt
umständlich geziert, demonstrativ vornehm
Gspusi
Verhältnis
G’stanz
Hetz, Gaudi, Tanz, lustige Unterhaltung
Gucker
Fernglas
Guckerln
Augen
Gugascheckn
Sommersprossen
G’wirkst
ärgerliches, schwer lösbares Problem
H
Haberer
Freund, Liebhaber
hackln
arbeiten
Häfn
Gefängnis
Häferl
Tasse
Hamur
Humor
harb
böse, lebhaft, scharfzüngig
Hascherl
bemitleidenswertes Wesen
Hatschara
langer Fußweg
hatschen, hatschn
hinken, gehen
Haubenstock
dummer Mensch, Hohlkopf
Hauer
Winzer
hautschlecht
grundschlecht (im Charakter)
Hawara
Freund
heckerln
jemanden auf den Arm nehmen
Heigeign
dürrer Mensch
Hendel
Huhn
Hendlbiagl
Hüherflügerl
herg’straht
niederfallen
Hetz
Gaudium, überschäumende Heiterkeit
Hockn
Arbeit, Axt
Hodan
Alte Kleidung
Hotwolee
Die oberen Zehntausend
hudln
übereilt handeln
hussen
aufhetzen
J
Jaus’nschal’n
Teller für Brotzeit
Jessas!
Jesus!
juchaz’n
johlen
K
Kaffeetscherl
eine Tasse Kaffee
Kaiserschmarrn
in kleine Stücke gerissener Eierkuchen
Kammerl
Kammer
Kanderl
Krug, Kanne
Katzerl
junge Frau, hübsches Mädchen
keppln
schimpfen
Kerzlschlika
frommer Mensch
Kiebara
Polizist, eigentl. Kriminalbeamter
Kilo
Hundertschillingbanknote
Kipferl
Hörnchen
Kittröhrl
Blashorn für Kitt-Kügelchen,
Lausbubenspielzeug
Kluppe
Wäscheklammer
Knedl
Geld
Knira
Feigling
Kranl
Krönlein, Krone, Geld
Kren
Meerrettich
kreuzfidel
sehr gut gelaunt
Kriagl
Krügerl Bier (0,5 Liter)
Krinolin
Krinoline (=Reifrock)
Krochn
Revolver
Krügerl
Halbe; Glas mit Henkel
kudan
lachen
Kukuruz
Mais
L
a Laberl werd’n
sich freuen, freudig erregt sein
Laberl
„Schuasterlaberl“ Wiener Gebäcksorte
Lacken
Pfütze
lamadian
jammern
Landl
Landesgerichtshaus
Lapperl
Lapalie/unbedeutsam
Lausbua
Spitzbube, Lausejunge
leichn
borgen
einen Lenz haben
faul sein, es sich gut gehen lassen
leiwand
erstklassig, gut
lepschi
ausgehen
Liachthof
Lichthof
Luada
Luder
Lug’nschippel
Lügenbold, Gewohnheitslügner
Lusta
Deckenleuchte
M
Manderl
Männchen
Marie
Geld
Maschekseitn
von einer anderen Seite
Mehlspeis
Kuchen
Musi
Musik
N
nachsteigen
hofieren (einem Mädchen)
Nedsch
geringer Geldbetrag
Negarant
Pleitier
neger
ohne Geld
O
Oarsch
Hinterteil
Oarschloch
Im Zentrum des Hinterteiles
Oarschkreula
Mastdarmakrobat
obaschau’n
hinunterschauen
Ogrosl
hässlicher Mensch
ös
ihr (2. Pers. pl.)
ostiern
berauben
owezahn
faulenzen, nichts tun
P
Palatschinken
Eierkuchen, Pfannkuchen
Palawatsch
Durcheinander
Panier
Gewand
Pantscherl
Verhältnis
Papp
Kleister, Brei, schlechtes Essen
patschert
ungeschickt
Pecka
Dachschaden
Peckal
Tätowierung; Tattoo
Pfandl
Pfandleihe
Pfertal
Pferd, Prostituierte
Pflanz
Täuschung, Angeberei, Aufschneiderei
pflanzn
foppen, necken
Pfludan
alte Frau
plazn
weinen
plauschen
plaudern
Plutzer, Pluza
großer Kopf; Kürbis
pofeln
Rauchen
pomale
langsam, gemütlich
Powidltatschkerln
Teigtaschen mit Pflaumenmarmelade
Pratzen
Pfote, Hand
Protzn
grosse Hände
pülseln
dösen, schlafen
Puff
Bordell
Puffn
Faustfeuerwaffe
Pumpara
Poltergeräusch, Pistole
pumperlg’sund
kerngesund
Q
Quetschn
Ziehharmonika
R
Raunzerei
Gejammer
rean
weinen
Reindl
Kasserolle
Remasuri
Durcheinander
resch
knackig
Ringlgspü
Karusell
Rutsch’n
Rutschbahn, Kohleschacht, auf jemanden a
Rutsch’n haben, auf jemanden ein Auge geworfen haben,
jemanden nicht leiden können
S
Scharl
Scheitel; die Haare über Ohr und Schläfe
geölt und nach vorne „fürig’wichst“
schenant
peinlich, zum Genieren
Scheniera
genieren
Scheppara
Lärmgeräusch, Autounfall
schiabarisch
unternehmungslustig
Schinakl
kleines Boot
Schlapfn
Hausschuh, üble Frauenperson
schleich di
zum gehen auffordern
schmieren
jemanden eine schmieren, jemanden ohrfeigen
Schmattes
Trinkgeld
Schmoiz
Gefängnis
Schneid
Tapferkeit, Kühnheit
Schrammeln
klassische Wiener Heurigenmusik
Schuach
Schuh
Schwammer
Rausch
Schwül
Rausch
Separetscherl
Séparée
stantapede
sofort
Steffel
Stephansdom
Sternderl
Sterne
stier sein
kein Geld mehr haben
stirln
herumstochern
Stockerl
Hocker, Stockzahn
Stösser
schmalrandiger Zylinder; leichter Stoß
Strawanzer
Herumtreiber
strawanzn
vagabundieren
Strizi
Zuhälter, liebenswerter Gauner
Strumpferl
Strumpf, Socke
Stutzer
geckenhafter, eitler Mann
Sudern
jammern
T
terrisch
schwerhörig, taub
tippelneger
völlig pleite
Trücherl
Truhe
Trutscherl
dumme Frauenperson
Tschako
Hut
tschechern
trinken
Tschick
Zigarette
tschickn
rauchen
tulli
großartig, gut, tadellos; a tulli
g’stelltes Maderl; eine fesche junge Frau
Tupferl
Bezeichnung für jemanden, der stets
benachteiligt wird und oft der letzte ist; auch „Tintinger“
U
Ungustl
widerwertiger Mensch
umadum
herum
V
Vakehrte
Schlag mit dem Handrücken
vakutzn
verschlucken
vanadan
verraten
Veigerl
Veilchen
W
waschelnaß
tropfnaß
Wasserbank’l
Küchenbank, auf der früher Wasserkrug oder
Wasserschaff standen
Watsche
Ohrfeige
Weana
Wiener
Weda
Wetter
Wed’l
gutmütiger Mensch, der für andere alles
ausbaden soll
Charakteristisch für das Wienerische ist ein Pendeln zwischen
Standarddeutsch und Dialekt, abhängig von der Situation und der sozialen
Schicht (Julius Jakob schreibt 1929 von einer „Vermischung von Volkssprache
mit Schriftdeutsch“). Sachverhalte werden selten in trockener, realistischer Form dargelegt.
Formale Unter- und Übertreibungen sind fixer Bestandteil von Schilderungen,
wobei sie seitens des Angesprochenen durchaus semantisch exakt
„entschlüsselt“ werden.
Eine Distanzbeschreibung wie
„do brauchst ned ewig und drei Tog umahatschn,
do foist dreimoi um und bist scho duat“
versteht der Wiener etwa als – positive – Mitteilung, dass das gemeinte Ziel
zu Fuß in weniger als zehn Minuten erreichbar ist. (Hdt. ungefähr: „Man muss
nicht eine Ewigkeit plus drei Tage lang gehen, da die Entfernung nur drei
Körperlängen beträgt“.)
Zentrales Element des Wienerischen ist die (selbst-) ironische
Doppelbödigkeit. Die Grenzen zwischen Ernst und Witz sind dabei fließend. Diese Form der Kommunikation spiegelt eine Lebenshaltung wider, die sich
stets ein gewisses Augenzwinkern bewahrt. Im Vokabular der Wiener Küche
finden sich zahlreiche ortsspezifische Spezialausdrücke; die hier
wesentlichen Zentren gastronomischer Kultur haben darüber hinaus ihre
jeweils eigenen Formulierungen im Sprachgebrauch hinterlassen. Im Kaffeehaus
bestellt man z. B. keinen Cappuccino, sondern eine „Melåusch“. Kellner gibt
es dort nicht: „Herr Ober“ ist die korrekte Anrede, beziehungsweise – so man
bereits öfter zu Gast war – unter Einbeziehung des Vornamens etwa „Herr
Franz“. Beim Heurigen oder im Wirtshaus wiederum werden die servierenden
Damen (nur) mit „Fräulein“ angesprochen. Wobei auf die Intonation zu achten
ist:
Wer „Froij-laihn“ sagt, wird sofort als Ausländer erkannt („Fräuleein“ – mit Meidlinger L – wäre annähernd richtig). Ähnliches
gilt für Bestellungen wie Schorle statt „Gsprizta“ oder Halbe statt
„Kriagl“. Das umfangreiche Begriffsrepertoire beim Würstelstand variiert
sogar bezirksweise, weshalb es für Ortsfremde faktisch nicht erlernbar ist.
Dieser Bericht basiert auf dem Artikel "Wienerisch"
der
Zu Dionis, dem Tyrann von de Griechen,
is dä Mörus mit an Dolch zuwegschlichen.
Oba wira se so zuwedrängt, und ans Stechn no net amol denkt,
da ham eahm scho de Kiewara daglengt.
Da sagt da Tyrann "Hob i di du Strolch,
speib, was hast‘n machen wollen mitn Dolch?"
Mant da Mörus, i bin a ehrlicher Knopf,
und wann ma de Wahrheit a kostat mein Kopf,
aber i sags, und sollt mi da Teufi hoin,
ja du Bücha, i hab di hamdrahn wolln!
Aha, schreit da Tyrann, du biestiges Luada,
i habs ja glei gwußt, du bist a ka Guada!
Aber bei mir du Sandler do hast di vergoglt,
dafür wirst jetzt aufs Kreuz aufegnoglt!
Do winselt da Mörus ganz dasig, "Oh mei!"
"Wia kann ma nur so nachtragend sei."
Der tut a so , wia wann i eahm wehtau hät,
dabei war i zum Stechn eh fü zu bled.
Wann i net so botschert warat du Pippn,
hättast den Feidl scho längst zwischn d‘Rippen!
Aber wannst ma scho nehma wüst mei Leben,
kunnst ma vorher a Gnade no geben.
Weil wann i jetzt sterbat, dann wa des saubled,
weil mei Schwester de Hochzeit no hät.
Lang gnua hots ja gsuacht de schiache Zechn,
jetzt hots endlich an gfunden, an so an Wechn.
Der is so deppat, und packts, so a Blinder,
und spielt a den Vatern für ihre drei Kinder!
I wahrat ihr Beistand, und wann i net kau,
rennt ihr des Weh vielleicht wieda davau.
Drum tat i di bitten, laß ma mei Pflicht no erfülln,
wanns dan vorbei is, komm i z’ruck, und erfüll da dein Wülln.
Nachan laß i mi braten am Kreuz in da Sun,
"Was warst den so deppat" sagt drauf der Tribun.
Hättast halt mitn Stechn zugwoat bis Murgen,
dann häst wegn da Hochzeit heit kane Surgen.
Wer mitn Feia spüt, der varbrennt se de Klebeln,
drum halt jetzt dei Meu, und hea auf mitn Kebbeln.
I bin da Dionys, oder glaubst i has Ottl,
laßat i di jetzt geh, dann wa i a Trottel!
Du hast ja an Klopfer, wia stellst da des fur.
Drauf mant da Mörus jetzt hea amoi zua:
"I hätat an Freind" der stangat ma guat,
und bleibt da ois Pfand, daweil i bin fuat.
Und wirklich, der Freind is bereit zu der Hackn,
und sagt i vertrau da, du wirst es dapockn!
Aber dastas wast, dei Wurt, des muast hoidn,
und wann i stot dir eigeh, sag is deiner Oidn.
Und was da dann bliaht, des kannst da ja denga!"
"I komm scho zruck" sagt da Mörus, "lieber laß i mi hänga!"
Bei mir da hast de teischt, i laß eahm net stocken
sagt da Mörus, und macht si zur Hochzeit aufd Socken.
Dort hat er als Beistand ganz brav unterschriebn,
aber trotzdem is er, wias halt a so is, dann do picken blieben.
Und er hat gsoffen und gfressen und kudert und glacht,
und die Ramasurie hat dauert zwa Tag, und zwa Nacht.
Wira mit an tepperten Schädel erwacht in der Hapfen,
foid eahm da Freind ein, und eahm hauts fast aus de Schlapfen.
Zwölf Stund hat er nur mehr bis zum Abendrot,
und wanna net zrechtkummt is da Hawara tot!
Ohne Abschied, ohne Fruastuck und ohne Rasieren,
schleicht er se fuat und fangt an zum marschiern.
Da fangts an zum trepfeln, dann regnets und schütts,
doch er hatscht weida bei Sturm Donner und Blitz.
Aber wira zum Fluß kommt vergeht eahm da Reiß,
de Bruckn is weg. "Wos tua oh Zeis?"
"De Bruckn is weg, i hab ka Schinackl,
und bei dem Wellengang schwimma, des is a ka Hackl."
Aber es bleibt eahm nix über, er muaß durch des Wosser,
also hupft er halt eini, er wird jo eh nimma nossa.
Er raft se herum mit de haushochn Wogen,
und a poa mal da häts eahm a fast abizogen,
aber er tuat beten und bitten und sempern,
und da Zeis hat a Mitleid, und laßt eahm net schlempern.
So kummt er mit Ach und Krach umi,
kreut außi und sagt, wann i mi dummi,
kumm i nu vorm Abendrot eini ind Stadt.
Dabei macht er an Fotz der Zwiefikrowod.
Und weida rennt er mitn patschnassen Frack,
wia waun eahm sitzad da Teufi im Gnack!
Da versperrn eahm auf amol no Räuba den Weg,
"Schleichts eich!" schreit er, "I hab ja an Dreck!"
"Des anzige was i no hab, is mei Leben,
und des muaß i heite in Kenig nu geben."
Aber de kreuln eahm net abi, und wolln eahm daschlogen,
da wird er wüld, da platzt eahm da Kragen.
Er gibt den ersten a Fotzn, den zweiten an Schuß,
dem dritten a Kinnhakerl, voller Genuß,
dem vierten an Tritt, und kaft eahm an Reider,
de andern verkuman, und er rennt scho weida.
Aber sche langsam wean bleiern de Haxen,
er wird miada und miada, es krachen de Flaxen!
Und er denkt se, kummt des vom jaucken,
oder hät i vielleicht solln net so vü rauckn.
Doch er jappert weida auf de hinichn Schleich,
de Sun geht scho owe, der Himmel wird bleich.
Da kommt er zum Stadtrand mit hängada Zunga,
er denkt se nur ans: "Gelunga, gelunga!
Da kommt eahm auf amol sei Hausmasta ind Quer
und schreit, du rettest den Freind nimma mehr!
Zu spät, sie ziagn eahm scho aufi aufs Kreiz,
rett du dir dei Lebn, und verduft in de Schweiz.
Doch er gibt net nach, reistse nuamol zaum,
spuckt in de Händ, und sagt, glei werdn mas habn.
Er start wia da Ben Johnson eine ind Stadt,
dort zahns in Freind aufs Kreiz aufi grad.
Und der Tyrann hanselt eahm immer:
Na, Tepperta, dei Spezi komm nimma.
"Der kommt" röchelt der Freind obwoi ers ned glaubt
aufamol siacht er von der Weidn, wias do a so staubt.
Da kummt ana khatscht, steßt Türl auf und schreit:
"Mochts ma an Plotz, i hab ja ka Zeit."
Da schreit da Freind" Hollodaroh!
Was sagst jetzt Tyrann, da Mörus is do!"
Dem Tyrann foid obi vor Entteischung des Ladl,
er glaubt, er tramd und zwickt se ins Wadl.
Aber es is woa und wirklich ka Tram,
da Mörus da Oide is wida Daham.
"Freindschaft" schreit da Mörus "geht mir über ois,
jetzt bin i do Freind, und, rett da dein Hals!"
Und de zwa falln se vor Rührung so lang in de Arm,
das de Leit umadum scho glaubn, de san woam.
Der Tyrann steht danebn, und siniert,
der Mörus, des Hundsviech, des hat mi blamiert.
Jetzt kann i nix tuan, als wia vertuschen mein Gietzi,
und schasfreindlich sagt er: "Es sats ma zwa Strizzi"
"I mecht eich sche bittn in dera Stund,
nehmts mi als drittn auf in eichan Bund."
Da sagt der Mörus zum bekehrten Tyrann:
"Du des is leiwand, mia brauchn eh an!"
"Nissal schreib auf, du kannst uns net Pflanzen,
du wirst unser Dritter.... beim Preferanzen!
Anton Hugo Krutisch (* 2. Mai 1921 in Wien; † 19.
September 1978)
war ein österreichischer Heimatdichter und Humorist. Erst mit 50 Jahren begann er Mundartgedichte heiteren und besinnlichen
Inhalts zu schreiben, die er auch selbst vortrug. Seine Themen stammten
meist aus Krutischs engerer Heimat Meidling. Einige seiner Gedichte wurden
als Wienerlieder vertont. Bekannt wurde er durch Auftritte bei Heinz Conrads
im Fernsehen, sowie mit den Spitzbuben, mit denen er auftrat.